10 Fragen an… Jens Hofmann | Möbelkollektiv GmbH

10 Fragen an… Jens Hofmann | Möbelkollektiv GmbH

Unternehmen und Gesundheit. Zwei Themen, die im Zeitalter steigenden Drucks durch Digitalisierung und Co., verschwimmender Grenzen zwischen Arbeit und Alltagsleben – Stichwort Homeoffice – immer enger zusammenwachsen. Die Transformationsprozesse rund um New Work und das Um-Denken in vielen Arbeits- und Unternehmenskontexten kommen, wenn sie wirklich nachhaltig sein und am Menschen ansetzen wollen, nicht umhin, dessen gesundheitliches Wohlbefinden in den Fokus zu nehmen. Wir haben nachgefragt. Bei einem Unternehmen, das New Work schon jetzt lebt. Und im Gespräch nachgespürt, welche Rolle Coachings für die Gesundheit von Mitarbeiter:innen und Führungskräften spielen können.

 

Im Gespräch mit uns: Jens Hofmann, Co-Founder und Co-Geschäftsführer der Möbelkollektiv GmbH in Nürnberg.

 

Fink & Fink: New Work in Unternehmen ist für das Möbelkollektiv ja ein großes Thema. Was verstehst Du ganz persönlich darunter?

Jens: Für mich bedeutet das: Flache Hierarchien, agiles Arbeiten, auch die Möglichkeit zum Home Office und zu Remote Work – das war vor ein paar Jahren ja noch undenkbar für viele Unternehmen. New Work bedeutet für mich auch, die Frage nach Mensch, Methode und Umgebung zu stellen. Gerade der Raum und was er für den Menschen bedeutet und mit ihm macht hat ja für uns vom Möbelkollektiv als Raum-Gestalter nochmal eine ganz besondere Bedeutung. Das ist für mich wichtig: Wir machen keine Wände bunt, sondern richten mit Sinnhaftigkeit Räume und Orte ein, um damit einen Mehrwert zu schaffen. Das muss nach meinem Verständnis auf allen Ebenen gelebt werden. Als Geschäftsführer:in heißt das eben nicht, ich stell den Kicker-Tisch in den Raum und komm dann ab und an mal runter zu den Mitarbeiter:innen und krempel mein van Laack-Hemd hoch, lass mich fotografieren mit meinen Mitarbeiter:innen und bin dann wieder weg in meinem abgeschlossenen Büro. Das Ganze muss von innen nach außen gelebt werden.

 

Fink & Fink: Welche Rolle spielt denn heute das Thema Gesundheitsförderung in Unternehmen? 

Jens: Das Thema Work-Life-Balance ist ja nicht neu, das gibt es jetzt schon seit Jahrzehnten. Das wirklich umzusetzen, das schaffen aber die wenigsten. Das Tempo wird immer schneller und dank Digitalisierung, neuer Berufsfelder und Co. leiden Menschen zunehmend darunter, auch unter Erschöpfung und Burnout. Ich habe das auch an mir selbst gemerkt, dass ich permanent darauf achtgeben muss, um in Balance zu bleiben und in gesunde Distanz zu gehen. Das gilt natürlich genauso in Unternehmen, für die es ja enorm wichtig ist, dass die Mitarbeiter:innen nicht nur motiviert sind, sondern vor allem gesund motiviert sind.

 

Fink & Fink: Haben Unternehmen Deiner Meinung nach Verantwortung für das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter:innen?

Jens: Unbedingt. Unternehmen sind verantwortlich dafür, wie sie mit Mitarbeitenden umgehen, welche Aufgaben sie verteilen etc. Und vor allem auch: Welche Möglichkeit geben Unternehmen, den Mitarbeiter:innen auch mal Druck rauszunehmen? Da gibt es etliche! Mitarbeiter:innen sollten sich auf alle Fälle wohlfühlen. Da liegt viel am Unternehmen. Aber: Auch jede:r Einzelne ist hier gefragt. Die Verantwortung liegt also meiner Ansicht nach klar auch bei den Unternehmen – aber eben nicht nur. Auch jede:r Einzelne sollte auf die eigene Verfassung achten und entsprechend handeln. 

 

Fink & Fink: Welche Rolle könnten da etwa auch Gesundheitscoachings spielen?

Jens: Eine wichtige Rolle. Gerade Überlastung kommt ja meist schleichend und oft erstmal unbemerkt. Coachings können helfen, da rauszukommen. Vieles kann lange kompensiert werden, gerade, wenn man jünger ist. Ich merke das auch mit zunehmendem Alter: Da kann ich auch körperlich weniger kompensieren als früher. Mein Vater meinte immer, als ich ihn früher aufgezogen habe, wenn er nicht so viel oder schnell konnte wie ich, dass ich nur mal abwarten solle, bis ich so alt sei wie er. Und natürlich hat er Recht behalten. (lacht) Die gute Nachricht: Man kann was dagegen tun. Viel bewegt sich da mit einer guten Anleitung zur Selbstreflexion: Damit man sich selbst wieder besser einschätzen kann. Viele Probleme entstehen ja dadurch, dass man sich selbst falsch einschätzt und unter- oder überschätzt. Ein Coaching hilft enorm bei dieser Bewusstwerdung. Denn: Coaching heißt ja nicht, ich werde beraten und dann bekomme ich eine Liste und muss A, B und C machen. Sondern: Der Coach nimmt sich meiner an, macht eine Anamnese und begleitet mich und das über einen längeren Zeitraum. Für mich kann ich also sagen: Coachings finde ich enorm wichtig. 

 

Fink & Fink: Du hast selbst ein Coaching bei uns gemacht. Was war Dir besonders wichtig?

Jens: Für mich war die Struktur besonders wichtig – die hatte ich etwas verloren.Das Coaching hat mir geholfen, da wieder in die individuelle Struktur zu kommen, die ich brauche und will. 

 

Fink & Fink: Liegt da nicht auch genau das Problem für viele Mitarbeitenden in Unternehmen? Die heutzutage geforderte Agilität und Flexibilität fordert von den Mitarbeiter:innen ja maximale Leistung ein und das unter einer von außen nur minimal vorgegebenen bzw. extrem veränderten Struktur. Jede:r muss für sich individuelle Lösungen finden.

Jens: Absolut. Ich habe das Coaching ja auch nicht gemacht, weil ich nicht erfolgreich war, sondern weil ich es bleiben wollte. Dafür musste ich mir eine Struktur, die für mich passt, erst wieder erarbeiten. Das Problem, denke ich, haben viele. Einerseits haben wir dieses große Grundbedürfnis nach Freiheit, andererseits ist diese Freiheit, die uns Unternehmen und Arbeitskontexte im Zeitalter von agilem Arbeiten und Home Office lassen, auch eine große Herausforderung. Man denkt ja, man müsste sich im Home Office viel freier fühlen. Tatsächlich ist das genaue Gegenteil der Fall. Ohne Struktur habe ich eben keine Struktur und das führt dann zu einem interessanten Widerspruch: Die Freiheit führt dann zu einer eigentlich größeren Unfreiheit. Mir hat das Coaching da enorm geholfen. 


Fink & Fink: Was hast Du aus dem Coaching für Dich besonders mitgenommen?

Jens: Für mich war es insgesamt von Anfang an sehr angenehm. Das Match mit Nadine hat von Anfang an gepasst. Und das ist ja auch die Basis für ein gutes Coaching – dass das Vertrauen da ist und die Chemie stimmt. Was ich besonders gut fand: Dass es immer griffig war. Nichts Theoretisches, sondern wirkliche Praxisanleitungen und Lebensnähe. Und das von Anfang an: Gleich zum Start etwa mit der Messung der Herzratenvariabilität, die ja Rückschlüsse auf den Status Quo der Regenerationsfähigkeit zulässt. Das kannte ich vorher nicht und damit konnte ich dann sehr viel anfangen. Da konnte ich wirklich sehen: Okay, da sollte ich ansetzen. Das hat mir sehr geholfen, weil ich jemand bin, der Griffiges braucht. Eben der Umsetzer [lacht].

 

Fink & Fink: Was nimmst Du aus dem Coaching mit in Dein Unternehmen?

Jens: Einiges. Die Strukturen, wie Terminierungen etc., die ich jetzt habe, das überträgt sich ja positiv auch aufs Team. Ich bin auch gelassener und habe durch das Coaching Mittel und Werkzeuge, die ich in guten Zeiten, aber sogar auch in Konfliktmomenten, die natürlich immer mal wieder vorkommen, anwenden kann. Das überträgt sich nicht nur positiv auf das Team, in und mit dem ich arbeite, sondern überträgt sich auch weiter - etwa auf Kund:innen oder Handwerker:innen. 

 

Fink & Fink: Welche Herausforderungen haben Unternehmen zukünftig und wie können sie ihre Mitarbeiter:innen dabei optimal unterstützen?

Jens: Es wird zunehmend schwierig, die Mitarbeiter:innen zu motivieren. Noch schwieriger, das im Home Office zu erreichen. Die Bürowelten ändern sich, feste Arbeitsplätze werden seltener. Ich arbeite nicht mehr an meinem Tisch mit meinem Kaktus. Das alles sind Umstellungen und Herausforderungen, die Unternehmen so gestalten müssen, dass sie die Mitarbeitenden mitnehmen. Es müssen Anreize geschaffen werden, dass die Mitarbeitenden auch gute Gründe haben, ins Büro zu kommen. Da wird die Raumgestaltung auch eine immer wichtigere Rolle spielen. Dafür braucht es Modelle, Ideen – eine ganz neue Haltung und Denkweise. Wir merken auch: Selbstläufer gibt es eigentlich nicht. Nicht einmal bei den Unternehmen, die schon in der Transformation begriffen sind. Auch da müssen permanent alte Denkweisen überwunden werden, die immer wieder aufkommen. Klar, weil man das sehr sehr lange so gemacht und gedacht hat. Das ist eine sehr große Herausforderung. 

 

Fink & Fink: Aus Deiner Sicht - Wie können Unternehmen mit dieser Herausforderung umgehen?

Jens: Die Fähigkeit, loszulassen wird zentral - auch für und in Unternehmen. Auch da kann Coaching unterstützen. Auf Mitarbeitenden-Seite wird die Fähigkeit zur Selbstreflexion und Selbstführung sicherlich zukünftig eine noch größere Rolle spielen, weil die Unternehmen diese Rolle nicht mehr übernehmen. Früher war das ja auch gar nicht gewollt. Das ist jetzt anders. Transformationsprozesse dauern eben auch einfach entsprechend. Gerade große Konzerne sind ja wie Öltanker. Bis die sich drehen, da vergeht viel Zeit. Unternehmen können ihre Mitarbeiter:innen da meiner Meinung nach am besten unterstützen, indem sie Angebote schaffen. Gesundheitscoachings für einzelne Mitarbeiter:innen aber auch im Team sind da eine interessante und gute Möglichkeit. Und vor allem: Sie sind nachhaltig und bringen einen nicht nur persönlich weiter, sondern auch dem Unternehmen viel, weil das ja wieder auf die Motivation der Mitarbeiter:innen einzahlt. Eigentlich ist es ja simpel: Je wohler ich mich dort fühle, desto mehr will ich mich auch für mein Unternehmen einsetzen. 

 

Jens Hofmann ist Co-Founder und Co-Geschäftsführer der Möbelkollektiv GmbH in Nürnberg. 2016 gegründet, ursprünglich als Handelshaus für Möbel und Innengestaltung, hat es sich mittlerweile zur Begegnungsplattform entwickelt, an der sich die unterschiedlichsten Menschen treffen und gemeinsam arbeiten und Neues schaffen. Laut Jens funktioniert das, weil die Menschen, die hier sind, einen intrinsischen Anreiz haben. Sie wollen das. Das bedeutet für Jens New Work. 

 

Mehr Infos zum Möbelkollektiv: https://moebelkollektiv.de/ 


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